Mit Trillerpfeife gegen Verdrängung

Wie eine Mieterin ihr Zuhause verteidigte

Mieter in Hamburg-Dulsberg stoppten eine Wohnungsumwandlung: Renate Sparrs Erfolgsgeschichte über Protest, Zusammenhalt und den Mieterverein.

Ältere Dame mit Trillerpfeife vor pinkem Hintergrund.

Erfolgsgeschichten

Aus unserer Beratungspraxis wissen wir: Vielen Mieter:innen fällt es schwer, sich gegen überhöhte Mietforderungen, falsche Abrechnungen und unrechtmäßige Gebühren zu wehren. Bei diesen und vielen anderen Problemen scheuen sie eine Auseinandersetzung mit der Vermieterseite, weil sie negative Konsequenzen für ihr Mietverhältnis befürchten. Der Hamburger Wohnungsmarkt ist derart angespannt, dass viele Menschen ganz einfach Angst haben, ihre Wohnung zu verlieren. Aber wir wissen auch: Angst ist ein schlechter Ratgeber! Mit unserer Serie „Erfolgsgeschichten“ möchten wir auf unserer Website und in unserem MieterJournal zeigen, dass es sich lohnt, mutig zu sein. Wir erzählen die Geschichten von Mitgliedern, die mit unserer Unterstützung auf ihr Recht bestanden haben. Wir hoffen, dass ihr Erfolg viele andere Mieter:innen motivieren wird, sich gegen unrechtmäßige Forderungen und Ungerechtigkeiten zu wehren. Wir helfen Ihnen dabei!

„Stoppt die Umwandlung“

Die silberne Trillerpfeife hat Renate Sparr immer noch. Sie erinnert die 81-Jährige an die Zeit, als sie und ihre Nachbarn in Dulsberg Angst haben mussten, ihre Wohnungen zu verlieren. Anfang der 1990er-Jahre überraschte der Bau-Verein zu Hamburg die Mieter mit der Nachricht, dass die Wohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt und verkauft würden. „Wir bekamen alle einen großen Schreck“, sagt Sparr. Dass die Verwaltungsgesellschaft den Mietern ihre Wohnung zum Kauf anbot, trug nichts zu deren Beruhigung bei. Vor allem die langjährigen älteren Hausbewohner konnten sich das nicht leisten. Sie saßen schon auf gepackten Koffern, erinnert sich Sparr. „Damals hat uns dann der Mieterverein zu Hamburg sehr geholfen. Wir bekamen Tipps und Plakate, auf denen ,Stoppt die Umwandlung‘ stand. Wir klebten sie an die Haustüren und störten die Besichtigungen mit Luftballons, Trillerpfeifen und Konfetti“, sagt Sparr. Der Bau-Verein zu Hamburg beschwerte sich über die „freche Mieterin. Aber der Mieterverein hat gesagt, dass ich das darf“.

Renate Sparr ist Finanzbuchhalterin, Ombudsfrau in einem Pflegeheim und für weitere vier Jahre gewähltes Vorstandsmitglied in einem Sportverein mit mehr als 2.000 Mitgliedern. „Ich machte beim VfL 93 Wirbelsäulengymnastik und turne mit 40-Jährigen“, sagt sie. In Dulsberg ist sie ehrenamtlich im Stadtteilrat engagiert. „Hier kennen mich alle. Ich fühle mich sehr wohl im Stadtteil.“ Wenn sie zum Einkaufen in Richtung Straßburger Platz unterwegs ist, spricht sie vom „Dorf“. Aus ihrer hellen Wohnung mit Balkon möchte sie auf keinen Fall wegziehen.

Die Engagierte erinnert sich noch gut daran, wie sie vor mehr als 30 Jahren mit ihren Nachbarn in einer benachbarten Kita auf kleinen Stühlen saßen und beratschlagten, was sie gegen den scheinbar übermächtigen Vermieter ausrichten könnten. „Was haben wir hier bloß angestellt?“, sagt sie und lacht. Sich zu wehren, lohne sich immer, hat Sparr aus dieser Zeit gelernt. Der Kampfgeist der Dulsberger führte schließlich dazu, dass der Vermieter einlenkte. Den Mietern darf nicht mehr wegen Eigenbedarf und aus wirtschaftlichen Gründen gekündigt werden. „Wir erhielten lebenslanges Wohnrecht. Alle Mieter, die es so wollten, bekamen den entsprechenden Zusatz in den Mietvertrag.“ Eine Nachbarin, sie ist mittlerweile weit über 90, sprach Sparr vor einiger Zeit an. „Sie bedankte sich für meine ,Taten‘ und die meines Mannes sowie der übrigen Mitstreiter, dass sie mit diesem Zusatz im Mietvertrag hier wohnen bleiben kann. Sie sagte: ,Ein Glück, dass Sie das damals gemacht haben.‘ Das hat mich sehr gefreut.“, sagt Sparr.

Wohnhaus mit Wiese.

Mittlerweile wurde Renate Sparrs 52 Quadratmeter große Wohnung in dem Klinkerbau im Hinterhof bereits zweimal weiterverkauft. Der erste Eigentümer habe sich mit dem Kauf finanziell übernommen. Er wollte die Wohnung für seinen Sohn haben und fiel aus allen Wolken, als er erfuhr, dass das nicht ging. Später habe er Privatinsolvenz anmelden müssen, so Sparr. „Jetzt habe ich mehr Glück. Mit dem jetzigen Eigentümer der Wohnung verstehe ich mich gut. Er will hier nicht einziehen und mich hier wohnen lassen.“

Beim Kleben der Plakate half ihr späterer Ehemann, der 2016 verstorben ist. „Ich hatte ihn überredet zu helfen, obwohl er hier nicht wohnte. Er sagte ganz einfach: Heirate mich! Das haben wir dann auch getan und waren hier sehr glücklich.“ Ihr Mann habe vor seinem Tod immer wieder zu ihr gesagt: „Bleib‘ im Mieterverein, wer weiß was noch kommt!“

Das ist der Mieterverein zu Hamburg

Wir vertreten die Interessen von Hamburgs Mieter:innen

Der Mieterverein zu Hamburg ist mit 79.000 Mitgliedshaushalten der bei weitem größte Mieterverein der Hansestadt. Die Hauptaufgaben des Mietervereins zu Hamburg sind:

  • die Vertretung der wohnungspolitischen Belange der Hamburger Mieter:innen
  • die Interessenvertretung seiner Mitglieder in Miet- und Wohnungsangelegenheiten
  • das allgemeine Informieren der Mieter:innen zum Mieten und Wohnen in Hamburg

Dem einzelnen Mitglied stehen wir bei allen rechtlichen Fragen rund um die Mietwohnung mit Rat und Tat zur Seite. Die Beratung erfolgt durch Juristen, die auf das Mietrecht spezialisiert sind. Ergänzend sind alle Mitglieder durch eine Rechtsschutzversicherung für den Fall von Mietprozessen abgesichert.
Vorstandsvorsitzender ist Rechtsanwalt Dr. Rolf Bosse, der auch zugleich Geschäftsführer ist. Zudem gehört Dr. Rolf Bosse dem Beirat des Deutschen Mieterbundes an. Stellvertretende Vorsitzende ist Rechtsanwältin Marielle Eifler.

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